Tod in der Sauna

Er hatte noch etwas Zeit. Noch verschwitzt vom Saunagang ging Bob an einem leicht arrogant wirkenden Herrn in einem feinen Bademantel vorbei. Dabei stieß er fast mit einer jungen Dame zusammen. Die blonde Frau entschuldigte sich verbal. Sie war in Gedanken versunken. "Es ist alles in Ordnung", antwortete Bob. Er hatte die leicht hektische Frau bereits vergessen, als er in das eiskalte Wasser des Sprungbeckens sprang.
Erfrischt und ausgeruht machte sich Bob zehn Minuten später auf den Weg in die Finnische Sauna. Wie erwartet war sie gut besucht. Aber er konnte noch einen bequemen Platz in der Ecke schräg gegenüber dem Saunaofen ergattern. Kaum hatte er es sich bequem gemacht, kam der Saunameister mit Eimer und Schöpfkelle um die Ecke.

Passend zum Beginn des Rituals riss er die Tür weit auf und ließ frische Luft in die Sauna. Einige Nachzügler nutzten dies, um schnell einen Platz für das anstehende Ritual zu finden. Dann schloss der Saunameister die Tür und goss eine große Schöpfkelle Wasser auf die heißen Steine des Ofens. Eine riesige Dampfwolke stieg auf, die der Mann gekonnt mit dem Handtuch durcheinander wirbelte und auf die Gäste verteilte.

Nach drei Kellen kündigte er eine kurze Pause an und verschwand. Bald war er mit einem Tablett mit kleinen Softdrinks zurück. Unter Beifall wurden die kleinen Gläser verteilt und der erfrischende Orangensaft wurde getrunken. Orangensaft. Bob mochte Orangensaft besonders gern. Er leerte das Glas in einem Zug und reichte es zurück auf das Tablett. Nachdem der Saunameister alle Gläser eingesammelt und nach draußen gebracht hatte, erschien er wieder mit einem Eimer und einer Kelle für den zweiten Aufguss. Währenddessen eilte eine weitere Person schnell in die Sauna und setzte sich neben den Ofen auf die unterste Stufe. Einige Gäste murmelten missbilligend über die Störung, aber das war schnell vergessen.

Alle Augen waren schon erwartungsvoll auf den Saunameister gerichtet, als er das Wasser geschickt auf den Steinen verteilt sah. Eine riesige Dampfwolke breitete sich in dem kleinen Raum aus. Doch noch bevor der Saunameister das Ritual mit dem Handtuch fortsetzen konnte, zerriss ein markerschütternder Schrei die feuchte, heiße Luft.
Erst als sich der Dampf ein wenig verzogen hatte, sahen die schockierten Besucher den Grund. Ein junger Mann lag blutüberströmt auf dem Boden neben dem Saunaofen. Er hatte eine tiefe Wunde am Hals, aus der er stark blutete.

Bob war sofort hellwach. Geistesgegenwärtig schnappte er sich das Handtuch des Saunameisters und sagte ihm, er solle einen Krankenwagen rufen, während Bob das zusammengerollte Handtuch auf die offene Wunde drückte. Nachdem sich der Notarzt um den jungen Mann gekümmert und ihn zum Krankenwagen gebracht hatte, bat Detektiv Bob alle Gäste, sich in den angrenzenden Ruheraum zu begeben.

Viele der Gäste standen noch unter Schock und konnten nichts Hilfreiches zur Klärung der unerwarteten Tat beitragen. Eine junge Frau und zwei Männer waren besonders schwer betroffen gewesen.
Erst jetzt identifizierte Bob die junge Blondine, die ihn fast niedergeschlagen hatte. Jetzt saß sie da, weiß wie ein Laken, und zitterte. Ja, sie hatte neben dem Mann gesessen, aber sie hatte überhaupt nichts bemerkt. Er war gegen ihre Schulter und dann auf den Boden gefallen.

Einer der beiden Männer war besonders stark von dem Schock betroffen. Er sagte, dass er kein Blut sehen konnte und deshalb völlig aus dem Gleichgewicht war. Er konnte sich an gar nichts mehr erinnern.

Während Bob noch dem großen Mann zuhörte, sah er den anderen Mann, den er befragen wollte, gefährlich schwanken. Er half dem schlanken Mann Mitte dreißig, sich auf den Boden zu legen und die Füße hochzulegen. Er hielt sich mit Händen an Bob fest, die so kalt waren, als hätte er sie in den frischen Schnee gesteckt. Auch er gab an, sich an nichts mehr erinnern zu können, weil er so geschockt war.

Nachdem er seine Befragungen abgeschlossen hatte, warf Detective Bob einen Blick auf alle Anwesenden. Niemand hatte etwas Besonderes bemerkt. Niemand hatte irgendwelche verdächtigen Bemerkungen gemacht.

Vielleicht gibt der Tatort weitere Hinweise. Doch so intensiv er auch suchte, er fand keine Waffe am Tatort. Er war sich sicher, dass er ein Messer, einen Dolch oder etwas Ähnliches finden musste. Schließlich konnten die Saunabesucher ja nichts bei sich haben, wenn sie die Sauna verließen.
Doch alles, was er zu seinem Missfallen fand, war das Blut des Opfers auf der Holzbank und auf dem Boden vor dem Ofen. Weit und breit keine Mordwaffe.

Wie konnte der Mann also getötet werden, ohne dass eine Waffe gefunden wurde? Plötzlich erinnerte sich Bob an den Mann mit den eiskalten Händen. Er war auch in der Sauna. Warum waren seine Hände so kalt? Das war wirklich mysteriös.

Bob dachte lange nach und kam zu folgendem Schluss: "Der schlanke Mann mit den kalten Händen kam kurz vor dem Mord in die Sauna. In seinem Saunahandtuch hatte er einen großen und sehr spitzen Eiszapfen mitgebracht. Er rammte ihn in den Hals des Opfers. Dann ließ er den Kegel einfach fallen und in der Hitze der Sauna schmolz er schnell zu Wasser". Ein fast perfekter Mord.